Bildungs- und Lehraufgabe:

Die Studierenden können
• die Bedeutung der kreativen Ausdrucksmöglichkeiten (Sprache, Musik, bildnerisches und
textiles Gestalten, Plastizieren, darstellendes Spiel) als Hilfe zur Bewältigung von
herausfordernden Situationen erläutern.
• individuelle Vorlieben der Klientinnen/Klienten in den Bereichen Sport, Musik, Bewegung
und Kultur erheben und Angebote entwickeln.
• passend für die jeweilige Zielgruppe unterschiedliche kreative Methoden selbst praktizieren
und Klientinnen/Klienten adäquat anleiten, sodass diese in ihren eigenen kreativen Ausdruck
einsteigen können.
• die eigenen Fähigkeiten reflektieren und motivierend für andere Menschen einsetzen um
dadurch einen Beitrag zur Sinnfindung, Freude und Gesundheit der Klientinnen/Klienten zu
leisten
• theoretische Grundlagen der Rehabilitation, Ergotherapie, Physiotherapie und anderer
Therapieformen erläutern.
• situations- und bedarfsgerechte Angebote zur Förderung der Motorik vorschlagen.
• im Rahmen der Mobilisation definierte Prinzipien, Techniken und Konzepte (z.B. Kinästhetik,
Basale Stimulation, Bobath) unter adäquatem Einsatz von Hilfsmitteln anwenden.
• präventive Positionierungen durchführen und deren Wirkung beobachten.
• können einseitige Beanspruchungen und ungesunde Lebens- und Arbeitsbedingungen
ausgleichen.
Lehrstoff:
− Methoden und Möglichkeiten der Aktivierung zur Freizeitgestaltung bzw. als Beschäftigungs-
und Förderangebot im Rahmen der Lebens- und Alltagsgestaltung
− Arbeiten mit verschiedenen Techniken und Materialien
− alters-und entwicklungsgerechte Beschäftigungsformen und -angebote
− Feste, Feiern, Rituale und Lebensübergänge gestalten
− Bewegung, Sport, Musik und Tanz
− Singen und Musizieren
− Gestalten von Festen und Feiern
− Tanz und Bewegungsgestaltung
− Rhythmik und Spiel
− Einführung in die Rehabilitation und physikalische Therapie
− Haltungs- und bewegungsformende Übungen zur Vermeidung von Fehlhaltungen und zur
Mobilisation
− Gehtraining
− Sturzprophylaxe
− Lagerungs- und Hebetechniken
− Hilfsmitteleinsatz

Dehydratationsprophylaxe

Unter einer Dehydrationsprophylaxe versteht man alle medizinischen und pflegerischen Maßnahmen, die zur Vermeidung eines Flüssigkeitsdefizits (Dehydration) dienen.

Hintergrund

Der menschliche Organismus benötigt pro Tag etwa 2,0 bis 2,5 Liter Wasser. Betagte Patienten oder Patienten mit neurologischen Erkrankungen haben oft ein eingeschränktes Durstgefühl, das zu einer allmählichen Austrocknung führen kann.

Pflegerische Maßnahmen

  • Risiko erkennen
  • Aufklärung des Patienten
  • Trinkplan erstellen
  • Beim Trinken Unterstützung leisten
  • Lieblingsgetränke erfragen
  • Getränke in ausreichenden Mengen und in Griffnähe hinstellen

Medizinische Maßnahmen

  • Flüssigkeitsbilanzierung
  • Parenteraler Volumenersatz
  • Medikation überprüfen (Diuretika)

Quelle

  • Pflege Heute, 6. Auflage 2014, Urban & Fischer Verlag

Aspirationsprophylaxe

1 Definition

Unter einer Aspirationsprophylaxe versteht man pflegerischen Maßnahmen, welche zur Vermeidung einer Aspiration dienen.

Unter einer Aspiration versteht man das versehentliche Einatmen von Fremdkörpern (z.B. Nahrung) oder von Flüssigkeiten (z.B. Magensaft durch einen Reflux oder Getränke). Ursachen einer erhöhten Aspirationsneigung bei wachen Patienten sind v.a. neurologische Defizite, bzw. starker körperlicher Abbau. Folge einer Aspiration ist häufig die sog. Aspirationspneumonie.

Pfegerische Maßnahmen

  • Oberkörperhochlagerung bei der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme
  • Kleine Bissen und kleine Schlucke
  • Ruhe – ausreichend Zeit zum Essen und Trinken geben
  • Mundhygiene – nach dem Essen und Essensreste entfernen
  • Postprandial mind. 30 Minuten mit dem Oberkörper erhöht sitzen lassen, um einen Reflux zu vermeiden
  • Andickungsmittel in Getränke rühren
  • Schlucktraining durch Physiotherapeuten und Logopäden

3 Medizinische Maßnahmen

  • Intubation bewusstloser Patienten
  • Nahrungs- und Flüssigkeitskarenz
  • Legen einer Magensonde
  • Absaugen
  • Antazida-Gabe

Quellen

  • Pflege Heute, 6. Auflage 2014, Urban & Fischer Verlag

Thromboseprophylaxe

Unter einer Thrombose versteht man eine lokalisierte, intravasale Blutgerinnung, die zur Bildung eines Blutgerinnsels (Thrombus) im Kreislaufsystem führt. Sie entsteht auf der Basis von Veränderungen der Gefäßwände, des Blutstroms sowie der Blutzusammensetzung.

Maßnahmen

Zu den möglichen Maßnahmen der Thromboseprophylaxe zählen unter anderem:

Nicht-medikamentös

  • Verkürzung der präoperativen Immobilisation
  • Frühmobilisation
  • Physiotherapie (Eigenübungen, Bettfahrrad)
  • Kompressionsstrümpfe

Medikamentös

  • Heparine
  • Hirudin
  • Vitamin-K-Antagonisten
  • Direkte orale Antikoagulantien

Intertrigoprophylaxe

Wenn über längere Zeit Hautflächen auf Hautflächen liegen, kann es zu Feuchtigkeitsstau & Hautmazeration kommen. Eine so vorgeschädigte Hautfalte scheuert durch die Bewegung schnell auf und hat weniger Widerstandskraft gegen Pilzinfektionen bzw. baktierielle Infektionen. Letztlich bilden sich rote und nässende Hauterosionen insbesondere in den Hautfalten.

Zu den Symptomen gehören:

  • abgrenzende Hautrötungen an gefährdeten Stellen
  • Juckreiz oder Brennen

Risikofaktoren sind:

  • verstärktes Schwitzen
  • Übergewicht
  • mangelnde Körperpflege
  • Inkontinenz
  • Diabetes mellitus

Prophylaktische Maßnahmen

  • gründliche Körper- und Hautpflege
  • Anwendung von Hautpflegemitteln
  • gründliches Abtrocknen
  • gefährdete Körperareale durch Mullstreifen oder Baumwollkompressen trocken halten
  • IKP (Inkontinenzprodukte) ausreichend wechseln
  • hautfreundliche und atmungsaktive Kleidung tragen
  • Frauen sollten BH’s tragen (je nach Gewohnheit)
  • dünn aufgetragene Salben und Öle
  • die Haut gut trocken halten
  • auf die Verwendung von Puder verzichten, da dieses nach kurzer Zeit Klumpen bildet und die gereizte Haut noch zusätzlich beansprucht

Kontrakturprophylaxe

Unter einer Kontraktur versteht man die Verkürzung bzw. Schrumpfung eines Gewebes, z.B. eines Muskels, einer Sehne oder der Bänder. Sie führt zu einer Bewegungseinschränkung bzw. Zwangsfehlstellung in anliegenden Gelenken. Kontrakturen können reversibel oder irreversibel sein.

Klassische Kontrakturprophylaxen sind:

  • Krankengymnastik
  • Förderung der Eigenbewegung
  • Fixierungen wenn möglich vermeiden
  • Verzicht auf Weichlagerungsmatratze und Wechseldrucksystem
  • Lagerung/Positionierung
  • Passives bewegen durch das Pflegepersonal
  • Schmerztherapie

Dekubitusprophylaxe

Risiko erkennen

Das wichtigste Element der Dekubitusprophylaxe ist die Erkennung des Risikos. Dabei ist nicht nur ein gutes Fachwissen nötig, sondern auch der Einsatz von Assessmentinstrumenten wie die Norton- oder Braden-Skala. Desweiteren sollte zwei Mal pro Pflegeschicht die Haut des Patienten inspiziert werden, um pathologische Veränderungen schnell zu erkennen.

Gewebsschonende Bewegungs-, Lagerungs- und Transfertechniken

Bei jeder Mobilisation eines Patienten sollte darauf geachtet werden, dass das Gewebe geschont wird.(Scherkräfte!)

Lagerung

Regelmäßige Lagerungen in einem festen Zeitintervall sind nötig, um das Gewebe zu entlasten und für eine ausreichende Blutzirkulation zu sorgen. Feste Intervalle sollten anhand des Hautzustandes und der Hypoxietolleranz festgelegt werden. Hier eignet sich gut das Erstellen eines Lagerungsplanes, welcher für jeden Mitarbeiter verbindlich ist.

Hilfsmittel

Dekubitusprophylaxe ist umfangreich und zeitaufwendig. Der Einsatz von speziellen Lagerungshilfsmitteln wie Weichlagerungsmatratzen, Wechseldrucksysteme und Mikro-Stimulations-Systemen ist hierbei angebracht. Der Einsatz dieser Systeme sollte vorsichtig erfolgen.

Gewebetoleranz fördern

Eine gute Hautpflege ist oberste Priorität. Nur durch eine intakte und gepflegte Haut kann ein Dekubitus verhindert werden oder zumindest die Entstehung herausgezögert werden. Hier sollte auf Wasser-in-Öl-Lotionen zurückgegriffen werden.

Ernährung

Eine gute und ausgewogene Ernährung verhindert zwar die Entstehung eines Dekubitus nicht, aber sie beeinflusst die Risikofaktoren positiv. Bei der ausgewogenen Ernährung soll vor allem auf eine ausreichende Zufuhr von Vitaminen, Proteinen sowie Mineralien und Spurenelementen (z.B. Zink, Natrium, Calcium, Kalium) geachtet werden.

Bettklima

Häufig wird beobachtet, dass Patienten in einem nassgeschwitzten Bett liegen. Das fördert die Mazeration der Haut und damit auch die Dekubitusentstehung. Es sollte darauf geachtet werden, dass im Bett keine Fremdkörper liegen, die auf das Gewebe drücken. Auf unnötiges und übermäßiges Inkontinenzmaterial sollte ebenfalls verzichtet werden.

Anleitung und Schulung

Patienten und deren Angehörige haben oft Wissensdefizite. Eine gute Schulung und Anleitung sensibilisiert die Patienten und deren Angehörige.

Kontinuität der Versorgung

Alle prophylaktischen Maßnahmen müssen konsequent und kontinuierlich durchgeführt werden.

Überprüfung der Effektivität der Prophylaxe

Die Maßnahmen zur Dekubitusprophylaxe müssen regelmäßig und engmaschig überprüft werden. Hier ist vor allem eine gute Hautinspektion erforderlich. Dies lässt sich am besten bei jeder Mobilisation und Körperpflege eines Patienten durchführen. Pro Pflegeschicht sollte die Haut des Patienten mindestens zwei Mal inspiziert werden. Die Veränderungen müssen dokumentiert werden.

Literatur

  • J.B. Shea: “Pressure sores: classification and management” In: Clinical Orthopedics and Related Research 112, S. 89-100.
  • W.O. Seiler: “Dekubitus – Pathogenese und Prophylaxe (I)”. (PDF, 2,16 MB) In: Wundforum: das Magazin für Wundheilung und Wundbehandlung. Nr. 3, 2002, S. 9-15.

Dekubitus (Druckgeschwür)

Ein Dekubitus ist eine schlecht und langsam heilende Wunde infolge einer Minderdurchblutung der Haut und/oder des Subkutangewebes. Die für den Dekubitus typischen Ulzera sind die Folge von kompressiv-ischämischen Gewebsläsionen, deren Ursache in einer unphysiologisch hohen Druckeinwirkung auf alle Gewebsschichten, einschließlich der Blutgefäße, liegt. Der Dekubitus gilt nicht als eigenständige Krankheit, sondern wird im Allgemeinen durch Immobilität verursacht.

Intrinsische Faktoren

  • Alter: Die Haut älterer Menschen weist erhebliche Veränderungen in Ihrer Struktur auf und ist verletzlicher. Ältere Menschen leiden zudem oft an diversen Grunderkrankungen, die sich negativ auf die Dekubitusentstehung auswirken. Diese Personengruppe trinkt in der Regel wenig und es kommt im gesamten zu einer starken Reduzierung des Allgemeinzustandes.
  • Exsikkose: Ältere Menschen trinken aufgrund eines verminderten Durstgefühls in der Regel zu wenig. Es kommt zur Exsikkose. Die Haut ist dadurch noch verletzlicher und kann sich aufgrund des Flüssigkeitsmangels im Extra- und Intrazellularraum langsamer von Schäden erholen.
  • Reduzierte Mobilität: Durch das lange Liegen auf dem Gewebe kommt es zur Komprimierung und folglich zur Azidose im Gewebe.
  • Gewicht: Sowohl kachektische als auch adipöse Patienten neigen stärker dazu, einen Dekubitus zu entwickeln. Dies ist auf anatomische und physikalische Faktoren zurückzuführen.
  • Stoffwechsel- und neurologische Erkrankungen: Bei langjährigen Diabetikern werden eine Reihe von Folgeerkrankungen beobachtet, welche die Entstehung eines Dekubitus begünstigen. Dazu zählen Neuropathien sowie Mikro- und Makroangiopathien.
  • Neuropathien: Neuropathien führen dazu, dass der Patient keinen Druckschmerz wahrnimmt.
  • Mangelernährung: Mangelernährung führt zu einer Reduzierung des Allgemeinzustandes. Es fehlen wichtige Proteine, welche die Wundheilung positiv begünstigen.
  • Inkontinenz: Durch die Inkontinenz kommt es zu einer überdurchschnittlichen Feuchtigkeit auf der Haut des Analbereichs, die zur Mazeration führt.
  • Infektion: Infektionen greifen negativ in den Stoffwechsel ein und schwächen die körpereigene Immunabwehr.

Extrinsische Faktoren

  • Druck: Die Kapillaren werden “abgeklemmt”, wenn der Druck der Kapillaren (25-35 mmHg) überschritten wird.
  • Dauer: Es reichen oft 1-2 Stunden stetigen Drucks für die Dekubitus-Entstehung aus. Je nach Intensität des Drucks sind Gewebeschädigungen unter Umständen schon nach nur einer halben Stunde festzustellen.
  • Scherkräfte: Die verschiedenen Gewebeschichten verschieben sich gegeneinander. Die obersten Hautschichten folgen einer Bewegung, zum Beispiel dem Herunterrutschen im Bett, die unteren jedoch nicht, was zu einer Behinderung der Mikrozirkulation führt und so die gewebeschädigenden Prozesse beschleunigt.
  • Körperhygiene: Fehlende oder übertriebene, unsachgemäße Körperhygiene kann zu einer Schädigung der Haut führen.
  • Feuchtigkeit: Durch Feuchtigkeit kommt es zum Aufquellen der Epidermis und folglich zu einer höheren Verletzlichkeit.
  • Medikamente: Hier sind vor allem Analgetika, Opioide, Muskelrelaxantien und Narkotika zu berücksichtigen.
  • Lagerung: Fehlerhafte oder gar keine Lagerung führt zu einer Komprimierung der zu versorgenden Blutgefäße und folglich zu einer Azidose.
  • Hebe- und Lagerungstechnik: Durch fehlerhafte Hebe- und Lagerungstechniken kommt es zu einer übermäßigen Belastung des Gewebes. Hautschichten können voneinander getrennt werden oder es kann zu einer noch stärkeren Belastung des Gewebes kommen.

Einteilungen nach Schweregrad (EPUAP 2010)

  • Grad I: Nicht wegdrückbare, umschriebene Rötung bei intakter Haut, gewöhnlich über einem knöcheren Vorsprung. Der Bereich kann schmerzempfindlich, verhärtet, weich, wärmer oder kälter sein als das umgebene Gewebe.
  • Grad II: Teilzerstörung der Haut – bis zur Dermis – die als flaches, offenes Ulkus mit einem rot bis rosafarbenen Wundbett ohne Beläge in Erscheinung tritt. Es kann sich auch als intakte oder offene/rupturierte, serumgefüllte Blase darstellen.
  • Grad III: Zerstörung aller Hautschichten. Subkutanes Fettgewebe kann sichtbar sein, jedoch keine Knochen, Muskeln oder Sehnen. Es können Beläge, Tunnel oder Unterminierungen vorliegen.
  • Grad IV: Totaler Gewebsverlust mit freiliegenden Knochen, Sehnen oder Muskeln. Beläge und Schorf können vorkommen. Tunnel oder Unterminierungen liegen oft vor.

Literatur

  • J.B. Shea: “Pressure sores: classification and management” In: Clinical Orthopedics and Related Research 112, S. 89-100.
  • W.O. Seiler: “Dekubitus – Pathogenese und Prophylaxe (I)”. (PDF, 2,16 MB) In: Wundforum: das Magazin für Wundheilung und Wundbehandlung. Nr. 3, 2002, S. 9-15.

Sturzprophylaxe

Unter Sturzprophylaxe versteht man therapeutische und pflegerische Maßnahmen zur Vermeidung von Stürzen. Pflegekräfte und Therapeuten sollen in der Lage sein, wirksam einzugreifen, um Stürze zu vermeiden und Sturzfolgen auf ein Minimum zu reduzieren.

Allgemeines

Stürze sind eine der häufigsten Ursachen für die Pflegebedürftigkeit älterer Menschen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Hälfte aller über 70-jährigen bereits einmal oder mehrmals gestürzt sind. Die Folgen sind oft schmerzhafte Hämatome und Prellungen. Von allen Stürzen haben 15% ernsthaftere Verletzungen zur Folge (Kopfverletzung, Frakturen). Die häufigsten Verletzungen sind

  1. Oberschenkelhalsfrakturen oder Oberschenkelfrakturen, ca. 100.000 Fälle pro Jahr
  2. Oberarmfrakturen
  3. Schulterfrakturen

Stürze können psychische und soziale Folgen haben, wenn aus Angst vor weiteren Stürzen die Mobilität eingeschränkt wird.

Besonders gefährlich sind Stürze auf den Kopf, die eine Schädelfraktur oder ein subdurales Hämatom nach sich ziehen können. Sie werden oft nicht rechtzeitig erkannt. Die betroffene Person kann das Sturzereignis ggf. wegen der damit verbundenen Amnesie nicht zutreffend berichten.

Ursachen

Der Sturz ist ein multifaktorielles Ereignis. Das heißt, dass viele Einzelfaktoren zu einem Sturz beitragen. Man unterscheidet intrinsische (d.h. in der Person des Patienten begründete) und extrinsische (d.h. in der Umwelt begründete) Faktoren.

Intrinsische Faktoren

  • Plötzliche Erkrankung wie Schlaganfall, Herzinfarkt
  • Störungen der Körperhaltung durch Bandscheibenverschleiß, Arthrose der Knie
  • Muskeldefizite, z.B. als Folge von Operationen am Bewegungsapparat
  • Verzögerung des Balancereflexes, also die Fähigkeit, ein Stolpern abzufangen
  • Plötzlicher Bewusstseinsverlust (Synkope)
  • Sehstörungen (Weit- oder Kurzsichtigkeit, Verlust von 3D-Sehen etc.)
  • Verwirrtheitszustände, der Patient achtet nicht auf seinen Weg
  • Psychische Veränderungen, z.B. Angst, Unruhe, Depression
  • Sprachstörungen, die Unfähigkeit einen Wunsch zu äußern, kann einen älteren Menschen dazu veranlassen, Risiken einzugehen (alleine zur Toilette gehen)
  • Das Gangbild verändert sich im Alter wesentlich. So hat eine Frau im höheren Alter eher eine schmale Stand- und Gehfläche und macht kleine Schritte. Ein Mann hingegen hat eher eine breite Stand- und Gehfläche mit schlurfendem Gang
  • Benommenheit und Unruhezustände durch Arzneimittel: Besonders bei später Einnahme von Schlaf- oder Beruhigungsmitteln wird das Arzneimittel nicht bis zum nächsten Morgen abgebaut. Die Betroffenen sind dann schläfrig benommen und deshalb besonders sturzgefährdet.
  • Weitere Medikamente: Diuretika, Antidepressiva, Psychopharmaka, Antihypertensiva, NSAR, Abführmittel

Extrinsische Faktoren

  • Stolperfallen:
    • umherliegende Kabel,
    • schlecht erkennbare Stufen,
    • nasse Fußböden
    • verbogene,unzureichend ausgerichtete Brillen bzw Brillengläser,
    • falsche Brillenglasstärken
    • Zu lange Kleidung, welche auf dem Boden schleift
    • Schlecht sitzende Schuhe, die den Gang verändern und zu Gehunsicherheiten führen
  • Lichtverhältnisse:
    • insb. nicht ausreichendes, blendendes, Schatten werfendes Licht;
  • blank gebohnerte Bodenbeläge fördern Unsicherheit und provozieren Sturzangst.
  • Veränderungen im Patientenzimmer:
    • Viele Menschen haben einen Plan ihrer Umgebung im Gedächtnis, nach dem sie sich orientieren und bewegen. Ältere Menschen brauchen in der Regel länger als jüngere, um sich an ein verändertes Umfeld anzupassen. Sie stolpern daher leichter über Hindernisse, die sich vorher an einem anderen Platz befanden.
  • Im Kindesalter kommen auch gewöhnliche Alltagsgegenstände als extrinsische Sturzursachen in Frage, z.B. Tische, Stühle, Fensterbänke und alles an dem Kinder hinaufklettern können.
  • häufig sind unangepasste oder fehlerhafte Hilfsmittel Ursache für einen Sturz. Eine unzureichende Anleitung kann einen alternden Menschen zusätzlich verunsichern
  • ungeeignetes Schuhwerk
  • zu große, zu lange Kleidung.

Wichtige Maßnahmen zur Sturzprävention

  • umgebungsbedingte Sturzgefahren beseitigen bzw. kennzeichnen
  • für geeignete Beleuchtungsverhältnisse sorgen ( Blendeffekte vermeiden, Lichtschalter gut erreichbar anbringen)
  • Hindernisse und Stolperfallen beseitigen ( z.B. Teppiche, Netzkabel, Möbel, Türschwellen, Warnschilder beim Wischen benutzen, auf glänzende Böden verzichten)
  • Haltegriffe in Bad, Toilette und Flur anbringen
  • Stühle, (Pflege-)Betten, Rollstühle der Körpergröße anpassen
  • geeignete Hilfsmittel bereitstellen
  • nur individuell eingestellte und regelmäßig gewartete Gehhilfen (z.B.Gehstock, Rollator, orthopädisches Schuhwerk) verwenden
  • Hüftprotektoren anbieten, ggf. Dusch- und Badewannenstühle, (Treppen-)Lifter als Transferhilfe und individuell angepasste Toilettenerhöhungen benutzen

Im Einzelfall kann auch eine Fixierung durch z.B. Bettgitter notwendig sein (CAVE: nur auf richterlichen Beschluss oder persönlichen Wunsch des Patienten/Bewohners!). Freiheitsentziehende Maßnahmen gelten jedoch nicht als Sturzprophylaxe.

Weiteres Vorgehen

  • Risikoerkennung mittels Sturzrisikoerfassungsbogen dokumentieren
  • Maßnahmen entsprechend gemeinsam mit betroffener Person planen
  • Maßnahmen begleiten (bis zur Evalutation)

Die Maßnahmen zur Sturzprophylaxe können z.B. gemäß dem SMART-Konzept nach Meixner geplant werden:

  • S (spezifisch): Das Ziel klar und deutlich definieren
  • M (messbar): Das Ergebnis muss messbar sein.
  • A (akzeptabel): Der Patient muss das definierte Ziel mittragen.
  • R (realistisch): Das Ziel muss erreichbar sein, statt entfernten Zielen Etappenziele setzen
  • T (terminierbar): Termin setzen, bis zu dem das Ziel erreicht werden soll

Medikation

  • Verspätete Gabe von Diuretika vermeiden, da der verstärkte Harndrang ggf. nächtliches Aufstehen verursacht.
  • Bestehende Verordnung von Sedativa bzw. Hypnotika durch einen Arzt überprüfen lassen

Weiterbildung

Verschiedene Bildungseinrichtungen bieten bundesweit Fort- und Weiterbildungslehrgänge zum Thema Sturzprävention an.

Literatur

  • Jutta König: 100 Fehler bei Stürzen im Heim und was Sie dagegen tun können. Hannover, Schlütersche, 2008, ISBN 978-3-89993-465-6
  • Markus Mai: Das Sturzrisiko von Patienten im Krankenhaus. Verlag Dr. Hut, 2010. ISBN 978-3-86853-596-9
  • Markus Mai: Analyse und Bewertung von Methoden und Instrumenten zur Sturzrisikoerhebung. Verlag DR. MÜLLER, 2008. ISBN 3-639-07328-2
  • Adriano Pierobon, Manfred Funk: Sturzprävention bei älteren Menschen. Thieme Verlag, Stuttgart; ISBN 978-3-13-143761-7
  • Rein Tideiksaar (Hrsg.): Stürze und Sturzprävention. Assessment – Prävention – Management. 2008, ISBN 3-456-83269-9

Blutkreislauf

Lungenkreislauf (kleiner Kreislauf)

Beim Lungenkreislauf wird das aus dem Körper zurückkommende, sauerstoffarme Blut zunächst im rechten Vorhof gesammelt. Von dort gelangt das Blut über die Trikuspidalklappe in die rechte Herzkammer. Nun wird es durch die Pulmonalklappe in die Lungenarterie und schließlich zur Lunge gepumpt. Dort gibt das Blut das gesammelte Kohlendioxid ab und nimmt Sauerstoff auf. Danach strömt das mit Sauerstoff angereicherte Blut durch die Lungenvene in den linken Vorhof zurück zum Herzen.

Körperkreislauf (großer Kreislauf)

Der Körperkreislauf beginnt im linken Vorhof. Hier wird das sauerstoffreiche Blut gesammelt und über die Mitralklappe in die linke Herzkammer geleitet. Die linke Herzkammer pumpt das Blut anschließend durch die Aortenklappe in die Hauptschlagader (Aorta). Diese transportiert es über Arterien und Arteriolen (vom Herzen wegführende Blutgefäße) durch den Körper, um ihn mit frischem Sauerstoff zu versorgen. In dieser Phase des Herz-Kreislauf-Systems gibt das Blut den Sauerstoff an die verschiedenen Organe ab und nimmt Abfallstoffe wie Kohlendioxid aus den Organen auf. Das „verbrauchte“, sauerstoffarme Blut wird schließlich über die Venen (zum Herzen zurückführende Blutgefäße) in den rechten Vorhof des Herzens zurück geleitet. Dort beginnt mit dem Lungenkreislauf der Blutkreislauf erneut.