Delir (Akute Verwirrtheit – Akutes Organisches Psychosyndrom / Notfall!)

Ein Delir, auch als akute Verwirrtheit oder akutes organisches Psychosyndrom bezeichnet, ist ein schwerwiegender medizinischer Notfall, der durch eine plötzliche Veränderung des Bewusstseins und der kognitiven Funktionen gekennzeichnet ist. Diese Störung betrifft vor allem ältere Menschen und ist die häufigste organisch bedingte psychische Störung im Alter.

Ursachen

Ein Delir kann durch verschiedene Faktoren und Grunderkrankungen ausgelöst werden, darunter:

  • Intoxikationen: Durch Alkohol, Medikamente oder Drogen (z.B. Delirium tremens bei Alkoholentzug).
  • Organische Erkrankungen: Hypotonie, Herz- oder Ateminsuffizienz, Gehirnerkrankungen, Stoffwechselstörungen wie Hyperthyreose und Hypoglykämie, Infektionen, Fieber, Leber- und Nierenerkrankungen, zerebrale Schädigungen.
  • Begünstigende Faktoren: Malnutrition, Dehydratation, Exsikkose.
  • Postoperative Zustände: Nach Narkosen oder Sedierungen.
  • Schlafmangel: Chronischer Schlafentzug.
  • Stress und Reizüberflutung: Akute Belastungsreaktionen.
  • Sensorische Deprivation: Fehlende Reize, z.B. bei längeren Krankenhausaufenthalten.

Symptome

Die Symptome eines Delirs entwickeln sich oft innerhalb von Stunden oder wenigen Tagen und können in ein Vorstadium und akute Symptome unterteilt werden.

Prodromalstadium:

  • Schreckhaftigkeit, Ängstlichkeit und Unruhe.
  • Schlafstörungen, einschließlich Umkehr des Tag-Nacht-Rhythmus.
  • Reizbarkeit oder Teilnahmslosigkeit.

Akute Symptome:

  • Störungen der Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit und Wachheit (Vigilanz).
  • Bewusstseinsstörungen und Orientierungslosigkeit.
  • Gedächtnisstörungen und Beeinträchtigung von Denken und Sprache.
  • Affektive und psychomotorische Störungen, einschließlich Schlafstörungen.
  • Halluzinationen und Wahnvorstellungen.

Diagnose

Die Diagnose eines Delirs basiert auf der sorgfältigen Erfassung der Symptome und der Anwendung spezifischer Tests zur Beurteilung der Orientierung, Aufmerksamkeit und Ablenkbarkeit. Zu den gängigen Diagnosemethoden gehören:

  • Confusion Assessment Method (CAM): Ein standardisiertes Instrument zur Erkennung eines Delirs.
  • Mini-Mental-State-Examination (MMSE): Ein Test zur Beurteilung der kognitiven Funktionen.
  • Urin- und Bluttests: Zur Identifikation möglicher metabolischer oder infektiöser Ursachen.
  • Bildgebende Verfahren: Wie CT oder MRT, um zerebrale Ursachen auszuschließen.

Therapie

Ein Delir stellt einen medizinischen Notfall dar und erfordert sofortige Behandlung. Die Therapie umfasst:

  • Elektrolyt- und Flüssigkeitsgabe: Zur Korrektur von Dehydratation und Elektrolytstörungen.
  • Medikamentöse Behandlung: Einsatz von Neuroleptika (z.B. Haloperidol) und Benzodiazepinen zur Kontrolle der Symptome.
  • Überwachung und Betreuung: Intensive Überwachung des Patienten, um Komplikationen zu vermeiden.
  • Ursachenbehandlung: Identifikation und Behandlung der zugrunde liegenden Ursache(n) des Delirs.
  • Psychosoziale Unterstützung: Zuwendung und emotionale Unterstützung durch Pflegepersonal und Angehörige.

Prognose

Ein Delir ist in der Regel reversibel, wenn es schnell und adäquat behandelt wird. Unbehandelt kann es jedoch zu dauerhaften kognitiven Beeinträchtigungen bis hin zur Entwicklung einer Demenz führen. Die Prognose hängt stark von der zugrunde liegenden Ursache und der Schnelligkeit der Intervention ab.

Verlaufsformen

Delir kann sich in verschiedenen Verlaufsformen präsentieren:

  • Hyperaktives Delir: Gekennzeichnet durch psychomotorische Unruhe, Agitiertheit, erhöhte Irritierbarkeit und Halluzinationen.
  • Hypoaktives Delir: Häufiger bei älteren Patienten, zeigt sich durch reduzierte Bewegungen, verlangsamte Sprache, Apathie und einen verminderten Bewusstseinszustand, was die Diagnose erschwert.
  • Gemischtes Delir: Kombination von Symptomen beider Formen oder ein rascher Wechsel zwischen hyperaktiven und hypoaktiven Symptomen.

Aktuelle Forschung und Entwicklungen

Die Forschung zu Delir fokussiert sich auf präventive Maßnahmen, Frühdiagnose und optimierte Therapieansätze. Neue Ansätze umfassen:

  • Prävention durch Prophylaxe: Regelmäßige Schulungen des medizinischen Personals und gezielte Interventionen zur Reduktion des Delirrisikos in Krankenhäusern.
  • Nicht-pharmakologische Maßnahmen: Förderung sensorischer Reize und soziale Interaktionen zur Vorbeugung von Delir bei gefährdeten Patienten.