Dekubitus (Druckgeschwür)

Ein Dekubitus ist eine schlecht und langsam heilende Wunde infolge einer Minderdurchblutung der Haut und/oder des Subkutangewebes. Die für den Dekubitus typischen Ulzera sind die Folge von kompressiv-ischämischen Gewebsläsionen, deren Ursache in einer unphysiologisch hohen Druckeinwirkung auf alle Gewebsschichten, einschließlich der Blutgefäße, liegt. Der Dekubitus gilt nicht als eigenständige Krankheit, sondern wird im Allgemeinen durch Immobilität verursacht.

Intrinsische Faktoren

  • Alter: Die Haut älterer Menschen weist erhebliche Veränderungen in Ihrer Struktur auf und ist verletzlicher. Ältere Menschen leiden zudem oft an diversen Grunderkrankungen, die sich negativ auf die Dekubitusentstehung auswirken. Diese Personengruppe trinkt in der Regel wenig und es kommt im gesamten zu einer starken Reduzierung des Allgemeinzustandes.
  • Exsikkose: Ältere Menschen trinken aufgrund eines verminderten Durstgefühls in der Regel zu wenig. Es kommt zur Exsikkose. Die Haut ist dadurch noch verletzlicher und kann sich aufgrund des Flüssigkeitsmangels im Extra- und Intrazellularraum langsamer von Schäden erholen.
  • Reduzierte Mobilität: Durch das lange Liegen auf dem Gewebe kommt es zur Komprimierung und folglich zur Azidose im Gewebe.
  • Gewicht: Sowohl kachektische als auch adipöse Patienten neigen stärker dazu, einen Dekubitus zu entwickeln. Dies ist auf anatomische und physikalische Faktoren zurückzuführen.
  • Stoffwechsel- und neurologische Erkrankungen: Bei langjährigen Diabetikern werden eine Reihe von Folgeerkrankungen beobachtet, welche die Entstehung eines Dekubitus begünstigen. Dazu zählen Neuropathien sowie Mikro- und Makroangiopathien.
  • Neuropathien: Neuropathien führen dazu, dass der Patient keinen Druckschmerz wahrnimmt.
  • Mangelernährung: Mangelernährung führt zu einer Reduzierung des Allgemeinzustandes. Es fehlen wichtige Proteine, welche die Wundheilung positiv begünstigen.
  • Inkontinenz: Durch die Inkontinenz kommt es zu einer überdurchschnittlichen Feuchtigkeit auf der Haut des Analbereichs, die zur Mazeration führt.
  • Infektion: Infektionen greifen negativ in den Stoffwechsel ein und schwächen die körpereigene Immunabwehr.

Extrinsische Faktoren

  • Druck: Die Kapillaren werden “abgeklemmt”, wenn der Druck der Kapillaren (25-35 mmHg) überschritten wird.
  • Dauer: Es reichen oft 1-2 Stunden stetigen Drucks für die Dekubitus-Entstehung aus. Je nach Intensität des Drucks sind Gewebeschädigungen unter Umständen schon nach nur einer halben Stunde festzustellen.
  • Scherkräfte: Die verschiedenen Gewebeschichten verschieben sich gegeneinander. Die obersten Hautschichten folgen einer Bewegung, zum Beispiel dem Herunterrutschen im Bett, die unteren jedoch nicht, was zu einer Behinderung der Mikrozirkulation führt und so die gewebeschädigenden Prozesse beschleunigt.
  • Körperhygiene: Fehlende oder übertriebene, unsachgemäße Körperhygiene kann zu einer Schädigung der Haut führen.
  • Feuchtigkeit: Durch Feuchtigkeit kommt es zum Aufquellen der Epidermis und folglich zu einer höheren Verletzlichkeit.
  • Medikamente: Hier sind vor allem Analgetika, Opioide, Muskelrelaxantien und Narkotika zu berücksichtigen.
  • Lagerung: Fehlerhafte oder gar keine Lagerung führt zu einer Komprimierung der zu versorgenden Blutgefäße und folglich zu einer Azidose.
  • Hebe- und Lagerungstechnik: Durch fehlerhafte Hebe- und Lagerungstechniken kommt es zu einer übermäßigen Belastung des Gewebes. Hautschichten können voneinander getrennt werden oder es kann zu einer noch stärkeren Belastung des Gewebes kommen.

Einteilungen nach Schweregrad (EPUAP 2010)

  • Grad I: Nicht wegdrückbare, umschriebene Rötung bei intakter Haut, gewöhnlich über einem knöcheren Vorsprung. Der Bereich kann schmerzempfindlich, verhärtet, weich, wärmer oder kälter sein als das umgebene Gewebe.
  • Grad II: Teilzerstörung der Haut – bis zur Dermis – die als flaches, offenes Ulkus mit einem rot bis rosafarbenen Wundbett ohne Beläge in Erscheinung tritt. Es kann sich auch als intakte oder offene/rupturierte, serumgefüllte Blase darstellen.
  • Grad III: Zerstörung aller Hautschichten. Subkutanes Fettgewebe kann sichtbar sein, jedoch keine Knochen, Muskeln oder Sehnen. Es können Beläge, Tunnel oder Unterminierungen vorliegen.
  • Grad IV: Totaler Gewebsverlust mit freiliegenden Knochen, Sehnen oder Muskeln. Beläge und Schorf können vorkommen. Tunnel oder Unterminierungen liegen oft vor.

Literatur

  • J.B. Shea: “Pressure sores: classification and management” In: Clinical Orthopedics and Related Research 112, S. 89-100.
  • W.O. Seiler: “Dekubitus – Pathogenese und Prophylaxe (I)”. (PDF, 2,16 MB) In: Wundforum: das Magazin für Wundheilung und Wundbehandlung. Nr. 3, 2002, S. 9-15.

Sturzprophylaxe

Unter Sturzprophylaxe versteht man therapeutische und pflegerische Maßnahmen zur Vermeidung von Stürzen. Pflegekräfte und Therapeuten sollen in der Lage sein, wirksam einzugreifen, um Stürze zu vermeiden und Sturzfolgen auf ein Minimum zu reduzieren.

Allgemeines

Stürze sind eine der häufigsten Ursachen für die Pflegebedürftigkeit älterer Menschen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Hälfte aller über 70-jährigen bereits einmal oder mehrmals gestürzt sind. Die Folgen sind oft schmerzhafte Hämatome und Prellungen. Von allen Stürzen haben 15% ernsthaftere Verletzungen zur Folge (Kopfverletzung, Frakturen). Die häufigsten Verletzungen sind

  1. Oberschenkelhalsfrakturen oder Oberschenkelfrakturen, ca. 100.000 Fälle pro Jahr
  2. Oberarmfrakturen
  3. Schulterfrakturen

Stürze können psychische und soziale Folgen haben, wenn aus Angst vor weiteren Stürzen die Mobilität eingeschränkt wird.

Besonders gefährlich sind Stürze auf den Kopf, die eine Schädelfraktur oder ein subdurales Hämatom nach sich ziehen können. Sie werden oft nicht rechtzeitig erkannt. Die betroffene Person kann das Sturzereignis ggf. wegen der damit verbundenen Amnesie nicht zutreffend berichten.

Ursachen

Der Sturz ist ein multifaktorielles Ereignis. Das heißt, dass viele Einzelfaktoren zu einem Sturz beitragen. Man unterscheidet intrinsische (d.h. in der Person des Patienten begründete) und extrinsische (d.h. in der Umwelt begründete) Faktoren.

Intrinsische Faktoren

  • Plötzliche Erkrankung wie Schlaganfall, Herzinfarkt
  • Störungen der Körperhaltung durch Bandscheibenverschleiß, Arthrose der Knie
  • Muskeldefizite, z.B. als Folge von Operationen am Bewegungsapparat
  • Verzögerung des Balancereflexes, also die Fähigkeit, ein Stolpern abzufangen
  • Plötzlicher Bewusstseinsverlust (Synkope)
  • Sehstörungen (Weit- oder Kurzsichtigkeit, Verlust von 3D-Sehen etc.)
  • Verwirrtheitszustände, der Patient achtet nicht auf seinen Weg
  • Psychische Veränderungen, z.B. Angst, Unruhe, Depression
  • Sprachstörungen, die Unfähigkeit einen Wunsch zu äußern, kann einen älteren Menschen dazu veranlassen, Risiken einzugehen (alleine zur Toilette gehen)
  • Das Gangbild verändert sich im Alter wesentlich. So hat eine Frau im höheren Alter eher eine schmale Stand- und Gehfläche und macht kleine Schritte. Ein Mann hingegen hat eher eine breite Stand- und Gehfläche mit schlurfendem Gang
  • Benommenheit und Unruhezustände durch Arzneimittel: Besonders bei später Einnahme von Schlaf- oder Beruhigungsmitteln wird das Arzneimittel nicht bis zum nächsten Morgen abgebaut. Die Betroffenen sind dann schläfrig benommen und deshalb besonders sturzgefährdet.
  • Weitere Medikamente: Diuretika, Antidepressiva, Psychopharmaka, Antihypertensiva, NSAR, Abführmittel

Extrinsische Faktoren

  • Stolperfallen:
    • umherliegende Kabel,
    • schlecht erkennbare Stufen,
    • nasse Fußböden
    • verbogene,unzureichend ausgerichtete Brillen bzw Brillengläser,
    • falsche Brillenglasstärken
    • Zu lange Kleidung, welche auf dem Boden schleift
    • Schlecht sitzende Schuhe, die den Gang verändern und zu Gehunsicherheiten führen
  • Lichtverhältnisse:
    • insb. nicht ausreichendes, blendendes, Schatten werfendes Licht;
  • blank gebohnerte Bodenbeläge fördern Unsicherheit und provozieren Sturzangst.
  • Veränderungen im Patientenzimmer:
    • Viele Menschen haben einen Plan ihrer Umgebung im Gedächtnis, nach dem sie sich orientieren und bewegen. Ältere Menschen brauchen in der Regel länger als jüngere, um sich an ein verändertes Umfeld anzupassen. Sie stolpern daher leichter über Hindernisse, die sich vorher an einem anderen Platz befanden.
  • Im Kindesalter kommen auch gewöhnliche Alltagsgegenstände als extrinsische Sturzursachen in Frage, z.B. Tische, Stühle, Fensterbänke und alles an dem Kinder hinaufklettern können.
  • häufig sind unangepasste oder fehlerhafte Hilfsmittel Ursache für einen Sturz. Eine unzureichende Anleitung kann einen alternden Menschen zusätzlich verunsichern
  • ungeeignetes Schuhwerk
  • zu große, zu lange Kleidung.

Wichtige Maßnahmen zur Sturzprävention

  • umgebungsbedingte Sturzgefahren beseitigen bzw. kennzeichnen
  • für geeignete Beleuchtungsverhältnisse sorgen ( Blendeffekte vermeiden, Lichtschalter gut erreichbar anbringen)
  • Hindernisse und Stolperfallen beseitigen ( z.B. Teppiche, Netzkabel, Möbel, Türschwellen, Warnschilder beim Wischen benutzen, auf glänzende Böden verzichten)
  • Haltegriffe in Bad, Toilette und Flur anbringen
  • Stühle, (Pflege-)Betten, Rollstühle der Körpergröße anpassen
  • geeignete Hilfsmittel bereitstellen
  • nur individuell eingestellte und regelmäßig gewartete Gehhilfen (z.B.Gehstock, Rollator, orthopädisches Schuhwerk) verwenden
  • Hüftprotektoren anbieten, ggf. Dusch- und Badewannenstühle, (Treppen-)Lifter als Transferhilfe und individuell angepasste Toilettenerhöhungen benutzen

Im Einzelfall kann auch eine Fixierung durch z.B. Bettgitter notwendig sein (CAVE: nur auf richterlichen Beschluss oder persönlichen Wunsch des Patienten/Bewohners!). Freiheitsentziehende Maßnahmen gelten jedoch nicht als Sturzprophylaxe.

Weiteres Vorgehen

  • Risikoerkennung mittels Sturzrisikoerfassungsbogen dokumentieren
  • Maßnahmen entsprechend gemeinsam mit betroffener Person planen
  • Maßnahmen begleiten (bis zur Evalutation)

Die Maßnahmen zur Sturzprophylaxe können z.B. gemäß dem SMART-Konzept nach Meixner geplant werden:

  • S (spezifisch): Das Ziel klar und deutlich definieren
  • M (messbar): Das Ergebnis muss messbar sein.
  • A (akzeptabel): Der Patient muss das definierte Ziel mittragen.
  • R (realistisch): Das Ziel muss erreichbar sein, statt entfernten Zielen Etappenziele setzen
  • T (terminierbar): Termin setzen, bis zu dem das Ziel erreicht werden soll

Medikation

  • Verspätete Gabe von Diuretika vermeiden, da der verstärkte Harndrang ggf. nächtliches Aufstehen verursacht.
  • Bestehende Verordnung von Sedativa bzw. Hypnotika durch einen Arzt überprüfen lassen

Weiterbildung

Verschiedene Bildungseinrichtungen bieten bundesweit Fort- und Weiterbildungslehrgänge zum Thema Sturzprävention an.

Literatur

  • Jutta König: 100 Fehler bei Stürzen im Heim und was Sie dagegen tun können. Hannover, Schlütersche, 2008, ISBN 978-3-89993-465-6
  • Markus Mai: Das Sturzrisiko von Patienten im Krankenhaus. Verlag Dr. Hut, 2010. ISBN 978-3-86853-596-9
  • Markus Mai: Analyse und Bewertung von Methoden und Instrumenten zur Sturzrisikoerhebung. Verlag DR. MÜLLER, 2008. ISBN 3-639-07328-2
  • Adriano Pierobon, Manfred Funk: Sturzprävention bei älteren Menschen. Thieme Verlag, Stuttgart; ISBN 978-3-13-143761-7
  • Rein Tideiksaar (Hrsg.): Stürze und Sturzprävention. Assessment – Prävention – Management. 2008, ISBN 3-456-83269-9

Medikamentengabe 10R Regel

1. Richtige Person

Die erste Frage der 10-R-Regel: Bevor die Pflegekraft dem Patienten das Medikament verabreichen darf, hat sie zu überprüfen, ob sie den richtigen Patienten vor sich hat. Hierfür hat sie verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl.

  • Die Pflegekraft kann überprüfen, welcher Name am Bett des Patienten steht.
  • (Im Krankenhaus) Das Namensarmband des Patienten überprüfen.

*Wichtig* Sollte der Bewohner einem Unbekannt sein , lassen sie ihm seinen Namen nennen! Fragestellungen wie z.B “Sind Sie Frau X” sind nicht aussagekräftig!

2. Richtiges Medikament

Vor dem Austeilen der Medikamente muss die Pflegekraft die Arzneimittel kontrollieren. Darum hat bei der Vorbereitung der Arzneimittel immer eine zweite Person anwesend zu sein (4-Augen-Prinzip). Während der Vorbereitung, ist die Pflegekraft auch dazu verpflichtet, den Zustand der Medikamente und den Medikationsplan zu prüfen.

3. Die richtige Dosierung

Bei der Vorbereitung der Medikamente muss auf die richtige Dosierung erachtet werden. Um dies zu überprüfen, hilft ein Blick in die Verordnung des Arztes bzw. in den Medikamentenplan des Patienten.

Achtung

Eine versehentliche Falschdosierung ist zu dokumentieren und umgehend dem Vorgesetzten zu melden. Das weitere Vorgehen in so einem Fall ist im Pflegehandbuch der Senioreneinrichtung nachzulesen.

4. Die richtige Applikationsart

Bei der 10-R-Regel wird mit „richtige Applikationsart“ gemeint, dass die Pflegekraft darauf achten muss, wo und wie das Arzneimittel richtig verabreicht wird. Hierbei spielt natürlich auch die Aufnahmegeschwindigkeit des Medikaments eine wichtige Rolle.

Auf welche Art und Weise können Medikamente verabreicht werden?

  • Medikamente und Arzneimittel können topisch bzw. lokal verabreicht werden. Das bedeutet, dass das Arzneimittel direkt am gewünschten Wirkungsort verabreicht wird.
  • Werden Arzneimittel parenteral verabreicht, wird dabei der Verdauungstrakt umgangen. Meist werden die Medikamente parenteral verabreicht, die auf einen Wirkstoff basieren, der durch die Magensäure zerstört werden könnte. Unter diese Kategorie fallen folgende Medikationsapplikationen:
    • Intravenös
    • Muskulär
    • Subkutan
  • Enteral wirkende Medikamente entfalten ihre Wirkung erst im Verdauungstrakt.
  • Bei sublingualen Arzneimitteln wird der Medikamentenwirkstoff über die Mundschleimhaut aufgenommen.

5. Der richtige Zeitpunkt

Bei vielen Medikamenten muss für deren Wirkung ein konstanter Wirkstoffspiegel im Blut vorhanden sein. Damit das gewährleistet werden kann, ist es wichtig, dass sich an das vorgegebene Zeitschema zwecks der Medikamentenverabreichung im Medikamentenplan gehalten wird.

Warum ist der richtige Zeitpunkt bei der Medikamentenverabreichung so wichtig?

Werden Medikamente auf leeren Magen eingenommen, wirken sie deutlich schneller. Doch bei manchen Arzneimitteln ist es wichtig, dass der Patient etwas gegessen hat, um die Magenschleimhaut nicht zu schädigen. Nachfolgend die wichtigsten Schlagworte rund um das Verabreichen von Medikamenten:

  • Unabhängig von den Mahlzeiten: Es spielt keine Rolle, ob der Patient etwas gegessen hat oder nicht.
  • Nach dem Essen (Bei den meisten Medikamenten wird angegeben, wie lange nach dem Essen das Medikament frühestens eingenommen werden darf.)
  • Mit der Mahlzeit
  • Vor dem Essen (30-60 Minuten vor einer Mahlzeit)
  • Auf nüchternen Magen (2 Stunden nach einer Mahlzeit/30-60 Minuten vor einer Mahlzeit)

Achtung

Gerade bei Senioren, die oft viele Medikamente einnehmen müssen, sollte bezüglich des richtigen Einnahmezeitpunktes betrachtet werden, dass sich verschiedene Medikamente bei gleichzeitiger Einnahme gegeneinander in ihrer Wirkung beschränken können. Ein gutes Beispiel sind hier Schilddrüsentabletten, die bei einer Unterfunktion verschrieben werden und Eisentabletten. Beide hemmen gegeneinander die Aufnahme des jeweilig anderen Wirkstoffs.

Wie können Lebensmittel die Wirkung von Medikamenten beeinflussen?

  • Verschiedenen Arzneimittel sollten auf keinen Fall mit Grapefruitsaft verabreicht werden, da es dadurch zu einer verstärkten Wirkung des Medikaments kommen kann.
  • Antibiotika und Schilddrüsenhormone gehören zu den Arzneimitteln, die nicht direkt mit Milch oder Milchprodukten eingenommen werden sollten. Es empfiehlt sich ein Abstand von mindestens zwei Stunden.
  • Die Pflegekraft muss unbedingt darauf achten, dass die zu betreuenden Senioren bei der Einnahme keinen Alkohol trinken. Durch Alkohol wird die Wirkung der Arzneimittel nur verstärkt.
  • Auch Tee und Kaffee sollten nicht gemeinsam mit Medikamenten zu sich genommen werde, da sich dadurch die Aufnahme des Wirkstoffs verschlechtert. Es empfiehlt sich, dass Tabletten immer nur mit Leitungswasser bzw. einem stillen Mineralwasser eingenommen werden.
  • Patienten, die MAO-Hemmer einnehmen müssen, sollten eiweißreiche Lebensmittel meiden. Das enthaltene Tyramin kann durch den MAO-Hemmer nicht mehr abgebaut werden, wodurch es zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen kann.

6. Die richtige Anwendungsdauer

Die richtige Anwendungsdauer einzuhalten ist notwendig, damit die Behandlung überhaupt erfolgversprechend sein kann. Alle Medikamente müssen genau für den Zeitraum eingenommen werden, den der Arzt in seiner Verordnung vorgibt. Die Medikamente dürften auf keinen Fall in Eigenregie abgesetzt oder länger eingenommen werden als vom behandelnden Arzt angegeben – Pflegekräfte sollten sich auch hier an den Medikationsplan halten.

7. Die richtige Aufbewahrung

  • Medikamente und Arzneimittel sollten niemals direkter Sonneneinstrahlung oder großer Hitze ausgesetzt werden.
  • Medikamente dürfen niemals im Badezimmer aufbewahrt werden.
  • Arzneimittel, die besonders empfindlich gegen Licht oder Feuchtigkeit sind, sollten nur in ihrer Originalverpackung aufbewahrt werden.
  • Müssen Medikamente bei Temperaturen zwischen 2 und 8 Grad gelagert werden, gehören sie in den Kühlschrank. War die Umgebungstemperatur über einen längeren Zeitraum zu hoch oder zu niedrig, ist das Arzneimittel zu entsorgen und durch ein neues zu ersetzen.

8. Richtiges Risikomanagement

Der achte Punkt der 10-R-Regel ist das richtige Risikomanagement. Dessen alleinige Aufgabe ist es, eventuelle Risikoquellen im Medikationsprozess frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu entwickeln, um mögliche Fehler zu verhindern. Diese Maßnahmen werden in Form von Arbeitsanweisungen im Pflegehandbuch aufgenommen. Kam es bereits zur Medikationsfehlern, liegt es in der Hand des Risikomanagements der Pflegeeinrichtung, die Ursache zu ermitteln und etwas dagegen zu unternehmen.

9. Die richtige Dokumentation

Die richtige Dokumentation bei der Ausgabe von Medikamenten ist aus verschiedenen Gründen notwendig:

  • Medikamentensicherheit
  • Versicherungstechnische Gründe z. B. aufgrund von Medikationsfehlern
  • Zur Beurteilung der Pflegestufe
  • Abrechnung usw.

Wissenswert zur 10-R-Regel

Wie die Dokumentation bei normalen Medikamenten aussehen muss, kann von Pflegeeinrichtung zu Pflegeeinrichtung, Krankenhaus oder ambulanten Pflegedienst, unterschiedlich sein.

Insbesondere bei Arzneimitteln, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen, ist eine umfassende Dokumentation von Seiten des Gesetzgebers verpflichtend. Hierbei spielen zugleich auch andere Punkte der 10-R-Regel eine wichtige Rolle und müssen mit dokumentiert werden. In diesem Fall ist ein sogenanntes BtM-Buch zu führen. Pro Medikament und Patient muss eine eigene Seite geführt werden. Dort sind folgende Informationen aufzuführen:

  • Name des Senioren/Patienten
  • Der Name des Medikaments
  • Das Datum und die Menge des Medikaments bei Anlieferung
  • Der Name des verschreibenden Arztes
  • Name der Apotheke, die das Medikament angeliefert hat.
  • Empfänger, wenn das Arzneimittel an die Apotheke zurückgegeben wurde.
  • Aktuelles Datum und die Menge des Medikaments, dass sich in Besitz des Seniorenheims befindet.
  • Das Datum und die Menge des Arzneimittels, die dem Patienten verabreicht wurde. Einschließlich des Namens und des Handzeichens der verabreichenden Pflegekraft.

10. Richtige Entsorgung

Unter diesem Punkt wird aufgeführt, wie mit den Medikamenten verfahren werden muss, die entweder abgelaufen sind oder nicht mehr benötigt werden. Am besten werden diese direkt bei der Apotheke zurückgegeben. Arzneimittel dürfen auf keinen Fall über den normalen Hausmüll entsorgt werden. Abhängig vom Medikament und Verpackung (Leere Ampullen, Spritzen usw.) sind in der Pflegeeinrichtung gesonderte Verfahrensanweisungen bei deren Entsorgung zu beachten. Diese können ebenfalls im Notfallmanagement oder dem Pflegehandbuch der Seniorenpflegeeinrichtung nachgelesen werden.

Physiologische Veränderungen im Alter

Durch das normale Altern nimmt die Leistungsfähigkeit ab.
Dabei kann in 3 Gruppen unterschieden werden:

Körper
Beweglichkeit
Kraft
Fingerfertigkeit

Sinne
Sehen
Hören
Fühlen
Riechen

Geist
Gedächtnis
Reaktion
Koordination

Durch Strukturelle Veränderungen des Körpers kommt es zu Veränderungen der Funktion der betroffenen Bereiche. Dies wiederum hat Folgen auf die Leistungsfähigkeit.
Bsp.: Abnutzung der Gelenke – eingeschränkte Beweglichkeit

Dabei gilt zu beachten, dass Menschen im gleichen Alter im gleichen Ausmaß betroffen sind.

Literaturverzeichnis

•Steidl Siegfried; Nigg, Bernhard (2014): Gerontologie, Geriatrie und Gerontopsychiatrie. Ein Lehrbuch für Pflege- und Gesundheitsberufe. Facultas.wuv. Wien.

https://www.neurologienetz.de/fachliches/skalen-scores/timed-up-and-go-test/

•Leitthema: Alter(n) und Gesundheit, Published: June 2006; Bewegung, körperliche und geistige Mobilität im Alter