Vestibuläre System

Eine Übung für das Vestibuläre System für geriatrische Bewohner in einem Pflegeheim könnte folgendermaßen aussehen:

  1. Stellen Sie sicher, dass der Raum, in dem die Übung stattfindet, ruhig und gut beleuchtet ist.
  2. Bitten Sie die Teilnehmer, sich bequem hinzusetzen und ihre Augen zu schließen.
  3. Beginnen Sie die Übung, indem Sie leichte Bewegungen des Kopfes und des Oberkörpers vornehmen. Dazu könnten zum Beispiel leichte Neigungen des Kopfes nach links und rechts oder leichte Drehungen des Oberkörpers gehören.
  4. Bitten Sie die Teilnehmer, ihre Augen zu öffnen und die Bewegungen nachzuahmen, die Sie gemacht haben.
  5. Nachdem jeder Teilnehmer seine Bewegungen nachgemacht hat, können Sie die Übung variieren, indem Sie schnellere oder komplexere Bewegungen vornehmen und die Teilnehmer bitten, diese nachzuahmen.
  6. Zum Abschluss der Übung können die Teilnehmer über ihre Erfahrungen und Gefühle während der Übung sprechen und sich gegenseitig dabei unterstützen, ihr vestibuläres System zu trainieren und zu verbessern.

Propriozeptive System

Eine Übung für das Propriozeptive System für geriatrische Bewohner in einem Pflegeheim könnte folgendermaßen aussehen:

  1. Stellen Sie sicher, dass der Raum, in dem die Übung stattfindet, ruhig und gut beleuchtet ist.
  2. Bitten Sie die Teilnehmer, sich bequem hinzusetzen und ihre Augen zu schließen.
  3. Beginnen Sie die Übung, indem Sie leichte Bewegungen an verschiedenen Körperteilen der Teilnehmer vornehmen. Dazu könnten zum Beispiel leichte Berührungen an den Händen, Füßen, Armen oder Beinen gehören.
  4. Bitten Sie die Teilnehmer, ihre Augen zu öffnen und die Bewegungen nachzuahmen, die Sie an ihren Körperteilen vorgenommen haben.
  5. Nachdem jeder Teilnehmer seine Bewegungen nachgemacht hat, können Sie die Übung variieren, indem Sie schnellere oder komplexere Bewegungen vornehmen und die Teilnehmer bitten, diese nachzuahmen.
  6. Zum Abschluss der Übung können die Teilnehmer über ihre Erfahrungen und Gefühle während der Übung sprechen und sich gegenseitig dabei unterstützen, ihr propriozeptives System zu trainieren und zu verbessern.

Visuelle Wahrnehmungsübung

Eine Visuelle Wahrnehmungsübung für geriatrische Bewohner in einem Pflegeheim könnte folgendermaßen aussehen:

  1. Stellen Sie sicher, dass der Raum, in dem die Übung stattfindet, ruhig und gut beleuchtet ist.
  2. Bereiten Sie verschiedene Gegenstände vor, die unterschiedliche Formen, Farben und Größen haben. Dazu könnten zum Beispiel ein Ball, ein Stift, ein Buch oder ein Teller gehören.
  3. Bitten Sie die Teilnehmer, sich bequem hinzusetzen und ihre Augen zu schließen.
  4. Halten Sie jedem Teilnehmer einen Gegenstand vor die Augen und bitten Sie ihn, ihn genau anzusehen und dann zu sagen, was er sieht.
  5. Nachdem jeder Teilnehmer seinen Gegenstand erraten hat, können die Gegenstände getauscht werden, damit jeder eine neue Chance hat, seine visuelle Wahrnehmung zu trainieren.
  6. Zum Abschluss der Übung können die Teilnehmer über ihre Erfahrungen und Gefühle während der Übung sprechen und sich gegenseitig dabei unterstützen, ihre visuelle Wahrnehmung zu verbessern.

Gustatorische Wahrnehmungsübung

Eine Gustatorische Wahrnehmungsübung für geriatrische Bewohner in einem Pflegeheim könnte folgendermaßen aussehen:

  1. Stellen Sie sicher, dass der Raum, in dem die Übung stattfindet, ruhig und gut beleuchtet ist.
  2. Bereiten Sie verschiedene Lebensmittel und Getränke vor, die unterschiedliche Geschmacksrichtungen haben. Dazu könnten zum Beispiel Süßes, Salziges, Säureschmeckendes und Bitterstoffe gehören.
  3. Bitten Sie die Teilnehmer, sich bequem hinzusetzen und ihre Augen zu schließen.
  4. Führen Sie jedem Teilnehmer ein Lebensmittel oder Getränk an die Lippen und bitten Sie ihn, es zu kosten und dann zu sagen, was er schmeckt.
  5. Nachdem jeder Teilnehmer sein Lebensmittel oder Getränk erraten hat, können die Geschmacksrichtungen getauscht werden, damit jeder eine neue Chance hat, seine gustatorische Wahrnehmung zu trainieren.
  6. Zum Abschluss der Übung können die Teilnehmer über ihre Erfahrungen und Gefühle während der Übung sprechen und sich gegenseitig dabei unterstützen, ihre gustatorische Wahrnehmung zu verbessern.

Auditive Wahrnehmungsübung

Eine Auditive Wahrnehmungsübung für geriatrische Bewohner in einem Pflegeheim könnte folgendermaßen aussehen:

  1. Stellen Sie sicher, dass der Raum, in dem die Übung stattfindet, ruhig und gut beleuchtet ist.
  2. Bitten Sie die Teilnehmer, sich bequem hinzusetzen und ihre Augen zu schließen.
  3. Beginnen Sie die Übung, indem Sie verschiedene Klänge und Geräusche vorspielen, die man hören kann. Dazu könnten zum Beispiel Vogelgezwitscher, ein Klavierstück oder das Rauschen des Meeres gehören.
  4. Nachdem jeder Klang oder jedes Geräusch gespielt wurde, bitten Sie die Teilnehmer, ihre Augen zu öffnen und zu sagen, was sie gehört haben.
  5. Nachdem jeder Teilnehmer seinen Klang oder sein Geräusch erraten hat, können die Klänge und Geräusche erneut gespielt werden, damit jeder eine neue Chance hat, seine auditive Wahrnehmung zu trainieren.
  6. Zum Abschluss der Übung können die Teilnehmer über ihre Erfahrungen und Gefühle während der Übung sprechen und sich gegenseitig dabei unterstützen, ihre auditive Wahrnehmung zu verbessern.

Taktile Wahrnehmugsübung

Eine Taktile Wahrnehmungsübung für geriatrische Bewohner in einem Pflegeheim könnte folgendermaßen aussehen:

  1. Stellen Sie sicher, dass der Raum, in dem die Übung stattfindet, ruhig und gut beleuchtet ist.
  2. Bitten Sie die Teilnehmer, sich bequem hinzusetzen und ihre Hände locker auf den Schoß zu legen.
  3. Beginnen Sie die Übung, indem Sie verschiedene Gegenstände vorstellen, die man ertasten kann. Dazu könnten zum Beispiel ein Stofftier, ein Gegenstand aus Metall oder ein Stück Obst gehören.
  4. Legen Sie jedem Teilnehmer einen Gegenstand in die Hand und bitten Sie ihn, diesen so lange zu ertasten, bis er erraten kann, um was für einen Gegenstand es sich handelt.
  5. Nachdem jeder Teilnehmer seinen Gegenstand erraten hat, können die Gegenstände zwischen den Teilnehmern getauscht werden, damit jeder eine neue Chance hat, seine taktile Wahrnehmung zu trainieren.
  6. Zum Abschluss der Übung können die Teilnehmer über ihre Erfahrungen und Gefühle während der Übung sprechen und sich gegenseitig dabei unterstützen, ihre taktile Wahrnehmung zu verbessern.

Menschenbilder ​

Lorenz. HWG

Was ist ein Menschenbild? 

  •  philosophische Anthropologie (Menschenkunde) = die Vorstellung, die jemand vom Wesen des Menschen hat. ​
  • In ähnlicher Weise wird das Wort in der Religionswissenschaft und Theologie gebraucht, um den Inbegriff der Vorstellungen darzustellen, die eine Religionsgemeinschaft vom Menschen hat.​
  • Menschenbild auch Teil des Weltbildes. Menschenbild wie Weltbild sind Teil einer umfassenden Überzeugung oder Lehre. ​
  • So gibt es unter anderem ein christliches, ein buddhistisches, ein humanistisches oder ein darwinistisches Menschen- und Weltbild.​
  • Das eigene Menschenbild gilt häufig als so selbstverständlich, dass es kaum in Frage gestellt oder mit anderen Sichtweisen verglichen wird. 

Einflussfaktoren 

  • Menschenbilder werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Hierzu zählen unter anderem ​
  • Lebenserfahrung, ​
  • Alter, Geschlecht, ​
  • Kultur, Religion, ​
  • Umwelt, Bildung,​
  •  Erziehung, ​
  • Familie und Gesellschaft.​

Menschenbilder ​

Traditionelle Menschenbilder (überholte!) der Philosophiegeschichte richteten ihr Interesse häufig auf unterschiedliche Kräfte oder Mächte, die im Menschen wirken:​

  • Natur und Geist/Leib und Seele​
  • Anlage und Umwelt​
  • Determination (durch Anlage und Umwelt) vs. Freiheit​

Für Humanwissenschaften interessanter ist die Frage, welches Merkmal den Menschen in seinem Lebensvollzug prägt, was sein Denken, Fühlen und Handeln bestimmt.​

Mechanistisches  Menschenbild 

Die Vorstellung von der Welt und dem Universum sind sehr individuell. Eine Ansicht, die immaterielle Vorgänge bestreitet, ist die Theorie des mechanistischen Weltbildes:​

  • Die Grundannahme der Theorie des mechanistischen Weltbildes ist, dass sämtliche Vorkommnisse in der Natur auf mechanische Vorgänge zurückzuführen sind.​
  • Als mechanische Ursachen werden zum Beispiel Bewegungen, die Ausübung von Druck oder auch Stöße angenommen.​
  • Die Materie, aus der alles besteht, kann lediglich auf Einflüsse reagieren. Sie ist also nicht in der Lage, selbst etwas zu konstruieren. Die Reaktionen auf Impulse laufen immer gleich ab.​
  • Weiterhin wird die Annahme vertreten, dass die ganze Welt – das heißt auch der Mensch – als Maschinen geplant waren.​
  • In abgeschwächter Form findet das mechanistische Weltbild auch in der Physik Anwendung. In dieser wird ein Weltbild zugrunde gelegt, in dem sämtliche Vorkommnisse durch Kausalgleichungen dargestellt werden können.​
  •  Krankheit als „Funktionsfehler der Maschine Mensch“  Behandlung ist Reparatur; Ursache – Wirkungsprinzip​

    https://praxistipps.focus.de/mechanistisches-weltbild-das-versteht-man-darunter_124676​

humanistische Menschenbild

  • Humanismus ist eine, seit dem 18. Jahrhundert gebräuchliche Bezeichnung für verschiedene, teils gegensätzliche geistige Strömungen in diversen historischen Ausformungen, unter denen der Renaissance-Humanismus begriffsbildend herausragt. Gemeinsam ist ihnen eine optimistische Einschätzung der Fähigkeit der Menschheit, zu einer besseren Existenzform zu finden.​
  • Es wird ein Gesellschafts- und insbesondere Bildungsideal entworfen, dessen Verwirklichung jedem Menschen die bestmögliche Persönlichkeitsentfaltung ermöglichen soll. Damit verbindet sich Kritik an bestehenden Verhältnissen, die aus humanistischer Sicht diesem Ziel entgegenstehen.

Humanistisches Menschenbild

  • Interessen, Werten und Würde des einzelnen Menschen sind dabei das Thema; ​
  • 5 Grundannahmen:
  • Mensch hat einen konstruktiven Kern​
  • M. strebt danach sein Leben selbst zu bestimmen  Autonomie  
  • Alle M. sind gleichwertig und gleichberechtigt, die Würde ist unantastbar ​
  • M. ist eine Einheit  Ganzheitlichkeit ​
  • M. lebt im Spannungsfeld zwischen Autonomie und Interdependenz

Holistisches / ganzheitliches Menschenbild

  • Einheit von Körper +Geist +Seele  alle Teile stehen immer in Verbindung / tauschen sich aus, auch mit der Außenwelt  Einheit und Einzigartigkeit jedes Menschen = Person oder Persönlichkeit ​
  • Die Gedanken sind bei Liliane Juchli wiederzufinden: “Den Menschen ganzheitlich zu sehen heißt, ihn in seiner Gesamtheit zu begreifen, in all seinen Dimensionen der physischen, psychischen und der geistigen.​
  • Der Holismus ist eine Theorie, die sich mit den Phänomenen beschäftigt, wieso das “Ganze” mehr ist als die Summe der einzelnen Bestandteile erklären kann. Sie steht im Gegensatz zum “Atomismus”, der das schulmedizinische und naturwissenschaftliches Denken prägt.​

    https://www.familienwortschatz.de/wiki/Holistisches_Menschenbild​

Christliches Menschenbild ​

  • Nach christlichem Verständnis ist der Mensch ein Geschöpf und Abbild Gottes. Daraus leitet sich seine Würde und die Unverletzlichkeit seines Lebens ab. Dieses Menschenbild wird z.B. in den Einrichtungen der Caritas gelebt.​
  • Weil Gott den Menschen geschaffen hat, ist der Mensch Gott verantwortlich. Dieser Satz ist wichtig, um das christliche Menschenbild zu verstehen. Wichtig ist aber auch der gemeinsame Glaube daran, dass kein Mensch vollkommen ist, dass Gott zu jedem Menschen “Ja” sagt und dass das Leben mit dem Tod nicht zu Ende ist.​
  • Der Mensch ist von Gott geschaffen und daher ihm verantwortlich. Darin gibt es keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen, Kindern und Alten, auch nicht zwischen Armen und Reichen oder zwischen verschiedenen Völkern.​

http://religionv1.orf.at/projekt03/religionen/christentum/re_ch_fr_glaube_menschenbilder.htm​

Reizmangelzustände

Reizmangelzustände vermeiden – Reaktionen auf sensorische Deprivation

Reizmangelzustände sind neben anderen Auslösern nicht nur ursächlich für Verwirrtheitszustände, sondern werden unter totalitären Regimen auch gern als gezieltes Mittel zur Gehirnwäsche eingesetzt. Als Sensorische Deprivation wird der Entzug (Depriyation) von sensorischen Reizen (also Sinneseindrücken) bezeichnet. Gleichzeitig ist Reizarmut als wesentliches Gefahrenelement für die Entstehung eines akuten Delirs zu vermuten. In der Pflege spricht man auch von der Pflegediagnose „sensorische Deprivation”. Alte Menschen sind hinsichtlich ihrer Anpassungsfähigkeit (Coping) neuen Belastungen (Stress) nicht mehr in gleicher Weise gewachsen wie junge Menschen. Sie sind also empfindlicher dafür, bei spezifischen Belastungssituationen zu dekompensieren. Eine besondere Anpassungsleistung wird vom alten Menschen zum Beispiel gefordert, wenn es zu einer Einweisung in ein Krankenhaus kommt. Es ist bekannt, dass Wahrnehmungsstörungen alter Menschen als Folge natürlicher Alterungsprozesse und/ oder akuter und/ oder chronischer Erkrankung Verwirrtheitszustände begünstigen. Seh- und Hörbehinderung, Störungen der Oberflächen- und Tiefensensibilität, Bewegungseinschränkung, ungünstige Umgebungsfaktoren und ungenügende Hilfsmittel sowie mangelnde Anregung erhöhen das Risiko. In dem 11Einsamkeitsexperiment” britischer Wissenschaftler hat man die Auswirkungen sensorischer Deprivation beobachtet und 2010 in einem Filmbeitrag der BBC zusammengeschnitten. Der gezielte Reizentzug von sechs Freiwilligen, die genau 48 Stunden in einem dunklen Raum ohne Licht und ohne Geräusche und teilweise ohne Tastmöglichkeit verbrachten, entsprachen denen von Isolationshaft mit nachhaltigen Folgen auf die „zentrale Exekutive” des Gehirns. In den Tests vor und nach dem Experiment zeigten sich bei allen Probanden deutliche Einbußen beim Erinnerungsvermögen und der Konzentration. Darüber hinaus zeigten insbesondere die männlichen Teilnehmer eine deutlich erhöhte Manipulierbarkeit. Während der Isolation konnte der Fernsehzuschauer beobachten, wie sie Selbstgespräche führten, im Raum hin- und her gingen und unter dieser Dunkelheit und Stille litten. Nach wenigen Stunden bereits hatten einige von ihnen bereits optische Halluzinationen. In der Erzählung „Schachnovelle” von Stefan Zweig berichtet einer der Hauptakteure, der von den Nazis zu Verhörzwecken über Monate in einem Hotelzimmer isoliert wurde, was bei bewusst herbeigeführten, länger andauernden Reizmangelumgebungen im Geiste passiert. Die „subtilere Weise”, mit der „Druck auf die menschliche Seele” ausgeübt wird, führt zu einer veränderten Wahrnehmung, zu Manipulierbarkeit und Folgeschäden wie sie dann bei dem Schachspieler in der Erzählung eindrucksvoll wieder gegeben wird. Der Entzug von Sinnesreizen kann schon nach wenigen Tagen zu schweren Störungen führen. Als Folge steigt bei den betroffenen Personen das Verlangen nach Sinnesreizen und Körperbewegung. Je länger dieser Zustand der Deprivation andauert, desto mehr lassen sich Störungen des normalen Denkablaufs, Konzentrationsschwäche, depressive Verstimmungen und auch Halluzinationen beobachten. Nach dem Erleben von Reizmangelzuständen zeigen die Betroffenen eine deutlich erhöhte Suggestibilität. Hier die Definition aus dem Buch „Handbuch Pflegediagnosen” von Marjory Gordon: Veränderte Sinneswahrnehmung: reizarme Umgebung oder sensorische Deprivation

Definition: Ein Verminderung der Umweltreize und sozialen Stimuli im Vergleich zum gewohnten Maß an Außenreizen. Kennzeichen (Zeichen & Symptome): )

• Wachheitszustand mit regelmäßig auftretender Desorientierung, allgemeiner Verwirrung, oder nächtlicher Verwirrung

• Halluzinationen

• Teilnahmslosigkeit, Apathie

• Verminderte oder fehlende akustische, visuelle, realitätsorientierende, oder zeitorientierende Außenreize • Begrenzte propriozeptive, aus dem eigenen Körper vermittelte Wahrnehmungen

• Bestehende nicht kompensierte Hör- und Seheinschränkungen Ätiologische oder damit in Verbindung stehende Faktoren:

• Isolierung (eingrenzende, restriktive Umgebung)

• Therapeutisch restriktive Umweltbedingungen (zu spezifizieren: Isolierung, lntensivpflege, Bettruhe, Extension, behindernde Erkrankung, Inkubator)

• Sozial eingeschränkte Umgebung (zu spezifizieren: Institutionalisierung an das Haus gebunden sein, Altersschwäche, Kleinkind-Deprivation)

• Nicht kompensierte Hör- und Seheinschränkungen

• Beeinträchtigte Kommunikation Grundsätzlich ist niemand davor gefeit, in Folge von unbeabsichtigten oder bewussten Reizmangelzuständen die beschriebenen Symptome wie Halluzinationen, Suggestibilität und allgemeine Verwirrtheit zu entwickeln. Allerdings ist die Reizschwelle bei alten und demenzkranken Menschen deutlich niedriger und erfordert gezielte Gegenmaßnahmen. Die Umgebungsgestaltung in Einzelzimmern, in denen Pflegebedürftige sehr oft lange Zeiten am Tag zubringen, ist sicherlich eine besondere Aufgabe von Pflegeteams. Wie die Experimente der letzten Jahrzehnte zeigen, brauchen von Pflege und Zuwendung abhängige Menschen ein gewisses Maß an Reizen und Kontakt. ) Unser Gehirn verlangt danach, herausgefordert und stimuliert zu werden. Ein Zuwenig an äußeren Reizen, veranlasst das Gehirn zu Gegenmaßnahmen. Der schwerhörige alte Mensch wird nicht Gehörtes eines Satzes selber füllen, bis der Satz (für ihn) Sinn ergibt. Dabei muss der gegebene Sinn nicht mit dem geäußerten Sinn des Kommunikationspartners übereinstimmen. Missverständnisse und soziale Isolation können folgen. Die Gefahr der Vereinsamung wächst. Auch der Wahnbildung ist Tür und Tor geöffnet. Aber auch bei Menschen mit stark eingeschränkter Sehleistung kann es zu visuellen Trugwahrnehmungen kommen, ohne dass eine akute psychiatrische Erkrankung im eigentlichen Sinn vorliegt (Charles-Bonnet- Syndrom). Ein Patient, der postoperativ oder im Einzelzimmer einer Pflegeeinrichtung gezwungen ist, stundenlang die weiße Decke mit den Lochplatten anzustarren und auch sonst keinerlei Reize erhält; er liegt auf einer Weichlagerungsmatratze, ist stark mobilitätseingeschränkt, schwerhörig, ohne Brille und auch Licht und Temperatur zeigen kaum Schwankungen. Was wird er tun? Irgendwann wird er vielleicht die Lochplatten an der Decke zählen; sich ärgern dass er sich verzählt hat und anfangen mit sich selbst zu sprechen. Vielleicht versucht er in den kleinen Löchern der Decke ein Muster zu bilden, ein Gesicht eine Tierform oder Buchstaben? Irgendwann wird ein kleiner, kaum merklicher Fleck sich bewegen. ,,War das eine Spinne? Ja -da! Sie bewegt sich.” Das wird ihn beunruhigen und möglicherweise beginnt er zu rufen. Was passiert hier? Das Gehirn erhält keine oder nur monotone Reize, es fehlen Informationen und Erklärungen. Das Gehirn fängt an, sich selbst zu stimulieren. Je nach Typ kann sich diese Selbststimulation des Gehirns in unterschiedlicher Weise zeigen. ) • Optische Selbststimulation Dermatozoenwahn (die Vorstellung von kleinen Tieren und Parasiten auf und unter der Haut) illusionäre Verkennungen (Fehlwahrnehmung) Halluzinationen (Wahrnehmung von Dingen die real nicht existieren, aber als real erlebt werden) • Akustische Selbststimulation Stimmenhören (akustische Halluzinationen) ständiges Rufen Summen • Motorische Selbststimulation Nesteln Schaukelbewegungen Wandern ) All diese Phänomene lassen sich bei Menschen mit Demenz als herausforderndes Verhalten beobachten. Sie sind allerdings nicht allein der wenig angepassten Umgebung geschuldet, sondern lassen sich oft auch nicht verhindern. Zwar können Reizmangelzustände Verwirrtheitssymptome triggern, aber es gilt auch immer zu würdigen, inwieweit diese im Kontext einer kognitiven Retrogenese mit befeuert werden. Ebenso wie Reizmangel kann vor dem Hintergrund einer dementiellen Erkrankung auch Reizüberflutung genau diese Symptome provozieren. Hier gilt es – und das ist wahrlich eine Kunst! – das richtige Mischungsverhältnis von Reizangebot und Reizbedarf im Pflegealltag zu kreieren. Pflegerische und Betreuungsangebote müssen sich also – ähnlich und umgekehrt proportional, wie bei der Entwicklung von Kindern – an den Entwicklungsphasen der fortschreitenden Demenz anpassen.

https://www.reliaslearning.de/blog/reizmangelzustaende-vermeiden-reaktionen-auf- sensorische-deprivation